Beschreibung meiner Arbeit

 

Meine eigene Arbeit konzentriert sich sehr stark auf die Wahrnehmung und Vertiefung der Atmung.

Am Beginn stehen deshalb einfache Übungen, die es uns ermöglichen,  ureigene Atemmuster zu erkennen. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf unser Atemverhalten. Wo atmet es in mir? Hierbei steht das sinnliche Spüren im Vordergrund und weniger ein verstandesmäßiges einordnen des Atem­geschehens.

Wir geben dem bewußten Empfinden einen Raum. Dadurch setzt ein Prozeß ein, der uns mehr und mehr erlaubt unsere eigenen Strukturen zu erleben und gleichzeitig zu verändern. Die Muskulatur entspannt sich, und mehr Sauerstoff kann vom Körper aufgenommen werden.  Alte Strukturen, die uns am freien Atem hindern, werden aufgegebeben, und so ensteht Raum für neue Erlebnisse.

Hier beginnt die Arbeit mit Tönen. Freie Töne sind vom Atem getragen. So wie der Atem mehr und mehr selbstverständlich fließt, kann auch der Ton frei in uns schwingen. Wir erforschen gemeinsam unsere Klangräume. Der gesamte Körper ist bei der Klangerzeugung beteiligt. Die Frage heißt hier nicht: Was hören wir? sondern, wie fühlt sich der Ton an? Einzelne Vokale nehmen bestimmte Räume in uns ein. So läßt sich zum Beispiel der Vokal U mehr im Becken wahrnehmen und O im Bauchraum.

Hierbei stellen sich erste Erlebnisse ein, die uns unsere Stimme oft neu entdecken läßt. Verbinden sich der tiefe entspannte Atem und der freie Klang kommen oft Gefühle hinzu. Der befreite Klang löst Verspannungen auf  und durchdringt tiefe Muskelschichten. Dadurch können sich auch Verän­derungen im seelischen Wahrnehmen einstellen.

Die Stimme ist Ausdruck unserer Seele. Das zeigt sich schon daran, wie eng die Wortstämme Stimme und Stimmungen miteinander verbunden sind.

Die erfahrenen Atemklangräume verhelfen der Stimme zu mehr Volumen. Mit der Zeit kann ich auf jegliche Anstrengung zur Stimmproduktion verzichten. Die Stimme benötigt keinerlei Kraftanstrengung, um zu tönen, sondern erfordert unsere vollkommene Konzentration auf wesentliche Abläufe.

Hier lenke ich die Aufmerksamkeit auf die eigene Präsenz. Was heißt persönlicher Ausdruck? Wie verbinden sich Atemräume und innere Anliegen zu einer Klangproduktion? In diesem Stadium werden wir nochmals stark mit unseren liebgewonnenen Hilfsstrukturen konfrontiert. Sie stören oft die unbewußten Abläufe in ihrer natürlichen Zweckbestimmung. Einfacher gesagt: Jeder Mensch kann singen. Was hindert ihn daran?

Gibt es musikalische und unmusikalische Menschen?

Aus meinen Erfahrungen langjähriger Unterrichtstätigkeit heißt meine Antwort auf diese Frage: Es gibt keine unmusikalischen Menschen. Körper und Stimme können lernen, mehr aufeinander zu achten. Mit der Zeit lösen sich herkömmliche Probleme musikalischer Art auf:

Unsere musikalische Erziehung ist oft mit dem Druck verbunden, falsche und richtige Töne voneinander zu unterscheiden. In meinem Unterricht kommt es mehr darauf an, uns an unseren körperlich – emotionalen  Erlebnissen zu orientieren. Wir gestatten uns, Klänge auszuprobieren. Hierbei steht nicht die Beurteilung nach den Gesichtspunkten richtig und falsch im Vordergrund.

Wir erfahren wieder die Möglichkeiten des Eintauchens in Hingabe und Gelassenheit. Unser eigenes Erleben wird der Maßstab, nicht die äußeren Beurteilungen. Somit schwindet der oft gespürte Druck, „großartige Leistungen“ vollbringen zu müssen, der uns oft vom wesentlichen Erleben fernhält.

Die Lust am Singen und die empfundene Vitalität des durchgearbeteten Körpers lassen Anspannungen im seelisch-geistigen Bereich verschwinden. Wir erobern uns unsere ursprünglichen Möglichkeiten zurück.

Mit dem Einüben von Liedern werden unsere zuvor gewonnenen Erfahrungen greifbar und die eigenen Töne ergreifen uns. Unsere Gefühle finden in der Musik einen spontanen Ausdruck. Die Vibrationen der Stimme lassen den eigenen Körper ncoh intensiver spürbar werden.

Möglicherweise findet das Singen wieder mehr und mehr einen Platz in unserem täglichen Leben.